„Inklusion und Barrierefreiheit sind wie die Sterne.
Wir erreichen sie niemals, aber wie die Seefahrer auf dem Meer sollten wir unseren Kurs nach ihnen richten.“
(frei nach Carl Schurz)
Inklusion ist ein Menschenrecht. Sie ist eine Geisteshaltung.
Der Begriff wird immer mehr und mehr verwendet ohne dass klar ist, was das Wort bedeutet. Schulen und andere öffentliche Einrichtungen nennen sich „inklusiv“, um ihr Ansehen zu steigern, Politiker verwenden den Begriff. weil er „modern“ ist. Aber niemand scheint zu wissen, was genau das ist.
Eine inklusive Gesellschaft ist eine, in der jeder Mensch jeden Mitmenschen mit Respekt und Achtung begegnet, ohne seine Andersartigkeit zu bewerten. Deshalb sind Toleranz, Solidarität, Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft unbedingte Voraussetzungen für die Inklusion. Die Einstellung der Gesellschaft – also von uns allen – zu den Mitmenschen muss sich grundlegend verändern. Der Abbau von Barrieren und die Ächtung von Diskriminierungen jedweder Art sind erste Schritte hin zu einer menschlichen Gemeinschaft, die sich mit Recht “inklusiv“ nennen kann. Wir wollen die Menschen dabei unterstützen, diesen gedanklichen Weg zu gehen.
Barrierefreiheit ist nicht gleich Inklusion
Um einer Inklusive Gesellschaft näher zu kommen, müssen Barrieren, welche die Menschen daran hindern, gleichberechtigt am gesellschaftlichen und/oder politischen Leben teilzunehmen, abgebaut werden. Diese betreffen alle Menschen. Eine Welt ganz ohne physische Barrieren, wäre nach Ansicht der meisten Menschen “barrierefrei“. Aber inklusiv wäre sie dadurch noch immer nicht. Erst wenn alle Menschen in einer Gesellschaft sich auf Augenhöhe begegnen und als gleichberechtigte Individuen ansehen können, kämen wir dem großen Ziel sehr nah. Das ist die Haltung, die sich im kollektiven Geist dieser Gesellschaft entwickeln muss. Das Bestreben, Barrieren abzubauen, ebnet gewissermaßen nur den Weg dorthin.
Barrierefreiheit oder Barrierearmut?
Wirkliche Barrierefreiheit im eigentlichen Sinne ist unserer Meinung nach unmöglich zu erreichen.
Häufig wird davon gesprochen, ein Gebäude wäre “barrierefrei“ ohne dass klar ist, was dieser Begriff bedeutet. Rampen und Aufzüge sorgen allenfalls dafür, dass Menschen mit Mobilitätseinschränkungen in diese gelangen können. Demnach sind sie nur „rollstuhlgerecht“. Manchmal gibt es in Institutionen eine rollstuhlgerechte Toilette Dann ist das Gebäude allenfalls etwas ärmer an Barrieren. Für Menschen mit anderen Einschränkungen jedoch sind noch viele Barrieren da. Wer den Begriff “barrierefrei“ verwenden möchte, muss nicht nur auf Menschen mit Behinderungen achten, sondern zum Beispiel auch auf Sprachbarrieren für Menschen mit Migratonshintergrund oder eine passende Umgebung für Menschen mit Angststörungen.
Auch ist manchmal die Freiheit der*des einen die Barriere des*der anderen. Ein Beispiel hierfür sind Bortsteinkanten. Sie dienen blinden Menschen als Hinweis darauf, dass der Bürgersteig endet und die Straße beginnt. Somit tragen diese Kanten dazu bei, dass blinde Menschen sich zu Fuß frei im Straßenverkehr bewegen können. Für Menschen im Rollstuhl allerdings, stellen sie erhebliche Hindernisse dar.
Das ist nur ein Beispiel, wie schwierig es ist, für alle Menschen sämtliche Barrieren abzubauen. Die enorme Vielfalt an sichtbaren und nicht sichtbaren Beeinträchtigungen und deren Variationen tut ihr Übriges. Deswegen plädieren wir dafür, in Zukunft nicht mehr von Barrierefreiheit, sondern nur noch von Barrierearmut zu sprechen.